
Geheilt und doch nicht gesund: Krebs hinterlässt tiefe Spuren bei Kindern und jungen Erwachsenen. Auch Jahre nach dem traumatischen Ereignis haben viele mit Depressionen und Angst -und weiteren psychischen Störungen zu kämpfen. Darauf weist ein Forscherteam um Professor Cyrus Ho vom Department of Psychological Medicine an der National University of Singapore jetzt in einer Meta-Analyse hin. Die Analyse von 52 Studien mit insgesamt 20.000 Teilnehmenden ergab: Personen, die in ihrer Kindheit, Jugend oder im jungen Erwachsenenalter an Krebs erkranken, haben ein deutlich höheres Lebenszeitrisiko für psychische Erkrankungen als ihre Geschwister, Eltern oder gleichaltrige Nicht-Krebsbetroffene.
Ängste treten früher auf als Depressionen
Das relative Risiko (RR) für schwere Symptome und Depression war demnach bei Krebsbetroffenen um den Faktor 1,57 erhöht (95% CI, 1.29-1.92). Bei Angsterkrankungen und psychotischen Erkrankungen betrug dieser Wert 1,29 (95% CI, 1.29-1.92) bzw. 1,56 (95% CI, 1.36-1.80) – jeweils im Vergleich zu den passenden Kontrollen und Geschwistern.
Das Team fand auch heraus, dass Depressionen meist erst nach Abschluss der Therapie auftraten, Ängste hingegen als „spontane Reaktion“ vor allem während der Behandlung beobachtet wurden. Höhere Bildung, ein höheres Einkommen und ein starker sozialer Halt verringerten das Risiko für Ängste und Depressionen und erwiesen sich laut Autoren als „schützende Faktoren“.
Das Suizid-Risiko war zwar insgesamt nicht erhöht, aber bei der Betrachtung einzelner Subgruppe zeigte sich: Jugendliche, die ihre Krebsdiagnose im Alter zwischen 15 und 19 Jahren bekamen, nahmen sich häufiger das Leben als Personen aus den Kontrollgruppen.
Eine Krebserkrankung in jungen Jahren kann langfristig massive Konsequenzen für die psychische Gesundheit der Betroffenen haben, schlussfolgern die Autoren aus ihren Ergebnissen. Eine frühzeitige Identifizierung und psychoonkologische Intervention sei entscheidend, um die psychischen Folgen einer Krebserkrankung – einschließlich Suizide – zu verhindern.
Quelle: Ainsley Ryan Yan Bin Lee, et al. JAMA Pediatr. 2023, doi:10.1001/jamapediatrics.2023.2168
