SchmerztherapieVirtual Reality kann Schmerzen lindern

Von Beatrice Hamberger

Hospitalisierte Krebspatienten profitieren offenbar von Virtual-Reality-Anwendungen. Nach einer aktuellen Studie reicht eine zehnminütige Session aus, um Schmerzen für mehr als 24 Stunden  zu lindern. 

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Das Abtauchen in eine virtuelle dreidimensionale Welt kann für Ablenkung und Entspannung sorgen. Da beides eine wichtige Rolle bei der Schmerzverarbeitung spielt, werden Virtual-Reality-Anwendungen heute auch in der Schmerztherapie eingesetzt. Ob auch Krebspatienten mit tumor- oder behandlungsbedingten Schmerzen von der neuartigen Schmerzbehandlung profitieren, haben Forschende aus den USA untersucht.

In die prospektiv, randomisiert, kontrollierten Studie waren 128 hospitalisierte Patienten mit verschiedensten Krebserkrankungen eingeschlossen, die an moderaten bis starken Schmerzen litten. Eine Gruppe bekam eine zehnminütige 3D-Virtual-Reality-Animation präsentiert, die andere Gruppe eine ebenso lange 2D-Bilderwelt auf einem i-Pad. Die Patienten beider Gruppen waren hinsichtlich Alter, Geschlecht, Metastasierungsstadium und Opioid-Gebrauch vergleichbar.

3D macht den Unterschied

Die Ergebnisse wurden Anfang April im Fachmagazin „Cancer“ veröffentlicht. Danach profitierten beide Gruppen von der jeweiligen Intervention, jedoch führte die Virtual-Reality-Session zu einer größeren Schmerzreduktion, auch noch nach 24 Stunden.

Bei Patienten aus der 3D-Gruppe reduzierte sich das Schmerzempfinden auf einer Skala von 0 bis 10 um 1,4 Punkte, wohingegen dieser Wert in der 2D-Gruppe nur um 0,7 Punkte fiel. 24 Stunden später waren diese Unterschiede noch ausgeprägter: In der 3D-Gruppe war das Schmerzempfinden dann gegenüber dem Ausgangswert sogar um durchschnittlich 1,7 Punkte gesunken, in der 2D-Gruppe um lediglich 0,3 Punkte.

Verbessertes Allgemeinbefinden

Die Studienautoren um Dr. Hunter Groninger von der Georgetown University School of Medicine und MedStar Health berichten außerdem, dass sich durch die Virtual Reality-Session auch das allgemeine Stresslevel der Patienten gebessert habe und dass der Schmerz unabhängig von seiner Intensität als „weniger störend“ empfunden worden sei.

„Die Ergebnisse unserer Studie weisen darauf hin, dass Virtual Reality eine nützliche nicht-medikamentöse Strategie sein kann, um das Schmerzempfinden von Krebspatienten zu verbessern“, sagt Groninger. Seiner Ansicht nach lohnt es sich, die Intervention künftig auch im ambulanten Setting zu überprüfen. Eine Anwendung zu Hause in Ergänzung zur bestehenden Schmerztherapie sieht der Palliativ- und Schmerzmediziner eines Tags als durchaus realistisch an.

Groninger H et al. Cancer 2024; Published online: April 8. DOI: 10.1002/cncr.35282