Statt SportDas Krebsrisiko mit VILPA senken

Beatrice Hamberger

Es muss nicht immer gleich Sport sein. Nach einer neuen Studie reichen auch ein paar Minuten körperliche Anstrengung am Tag - sogenannte VILPA- , um das Krebsrisiko zu senken.

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Der präventive Effekt von Sport ist hinlänglich bekannt. Nur treiben die meisten Erwachsenen mittleren Alters keinen Sport und vergrößern damit ihr Krebsrisiko. Doch möglicherweise lässt sich das Manko ja mit Alltagsaktivitäten kompensieren, bei denen man mal für ein oder zwei Minuten aus der Puste kommt: Treppensteigen, Sprudelkisten schleppen, ein Sprint zum Bus oder ähnlichem. Fachleute sprechen von „vigorous intermittent lifestyle physical activity“ – kurz VILPA. 

Nicht-Sportler mit tragbaren Bewegungsmessern am Handgelenk

Eine aktuelle UK-Biobank-Studie mit 22.398 Frauen und Männern legt nun nahe, dass mehrere solcher Mini-Bewegungseinheiten am Tag eine Alternative zum Sport sein können. In der prospektiven Studie wurden die Akzelerometrie-Daten von tragbaren Bewegungsmessern, die die Teilnehmenden am Handgelenk trugen, ausgewertet und in Relation zur Krebsinzidenz gesetzt. Dabei wurde zwischen dem allgemeinen Krebsrisiko und dem Risiko für 13 bewegungsabhängige Krebsformen unterschieden, darunter Darm- und Brustkrebs. Die Probanden waren im Schnitt 62 Jahre alt und trieben nach eigenen Angaben keinen Sport. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Schnitt 6,7 Jahre. 

Effekte ab 3,4 Minuten am Tag messbar 

Die in Jama Oncology publizierten Ergebnisse zeigen: Das Minimal-Pensum beträgt täglich 3,4 Minuten, um das allgemeine Krebsrisiko und 3,7 Minuten um das Risiko für bewegungsabhängige Krebserkrankungen zu senken. Bei Personen, die diese Werte mit einmütigen VILPA-Einheiten erreichten, war das Erkrankungsrisiko um 17 bzw. 28 Prozent reduziert – verglichen mit Personen ohne VILPA -Intervention. 

Im Schnitt kamen die Teilnehmenden auf 4,5 Minuten VILPA täglich. Und das bedeutete ein um 20 Prozent reduziertes Krebsrisiko. Das Risiko, an einem bewegungsabhängigen Krebs zu erkranken, war um 31 Prozent verringert. Dabei spielte es kaum eine Rolle, ob die einzelnen Bewegungsphasen nun eine oder zwei Minuten dauerten. Viel wichtiger war die Gesamtzeit, die sich am Ende des Tages aufsummierte. Das zeigte sich daran, dass mit steigender Dauer des Tagespensums die Krebsinzidenz beinah linear sank. 

Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen wurden mögliche andere Einflussfaktoren statistisch berücksichtigt, etwa Alter, Geschlecht, Nikotin- und Alkoholkonsum, Verzehr von Obst und Gemüse, Krebserkrankungen der Eltern und sonstige körperliche Aktivität. 

Die Autoren fassen zusammen, dass ihre Ergebnisse auf eine Assoziation zwischen VILPA und einem verringerten Krebsrisiko hinweisen, wünschen sich aber mehr Forschung auf diesem Gebiet, um die Resultate zu erhärten. Nach jetzigem Kenntnisstand sehen sie in den kurzen intensiven Bewegungseinheiten eine vielversprechende Maßnahme zur Krebsprävention für Menschen, die aus welchen Gründen auch immer keinen Sport treiben (können). 

Quelle: Stamatakis E, et al. JAMA Oncol. 2023, doi:10.1001/jamaoncol.2023.1830