VersorgungsforschungZertifizierte Krebszentren: Klarer Vorsprung beim Gesamtüberleben

Beatrice Hamberger

Elf Krebsarten – ein Ergebnis: Patienten, die in zertifizierten Krebszentren erstbehandelt werden, haben einen Überlebensvorteil. Die Macher der Studie sehen in den Ergebnissen ein großes Potenzial.

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Trotz Überlebensvorteil: Derzeit werden immer noch mehr Patienten in nicht-DKG-zertifizierten Krankenhäusern behandelt.

Die Zertifizierung von Krebszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) und die damit verbundenen Auflagen bewähren sich offenbar. Das unterstreicht eine neue Studie, die die Behandlungsqualität von zertifizierten Krebszentren und nicht-zertifizierten Häusern untersucht hat. Die Fragestellung lautete, ob die Erstbehandlung in Krankenhäusern mit und ohne DKG-Zertifikat einen Unterschied beim Gesamtüberleben macht. Ein harter Endpunkt also. Die Ergebnisse sind nun im Deutschen Ärzteblatt erschienen.

Grundlage für die Studie „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) bildeten Daten von rund 22 Millionen erwachsenen AOK-Versicherten sowie von vier großen klinischen Krebsregistern aus Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen aus den Jahren 2009 bis 2017. Dabei wurden elf Kohorten mit den folgenden Krebsarten betrachtet: Krebs des Dickdarms, Rektums, Lunge, Pankreas, Brust, Gebärmutter, Gebärmutterhals, Eierstöcke, Prostata, Gehirn und Kopf-Hals-Malignome. Die Datenanalyse erfolgte am Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der TU Dresden.

Weniger Mortalität spricht für das DKG-Zertifikat

Die Auswertung zeigt über alle Krebsarten hinweg, dass Patienten, die in einem zertifizierten Krebszentrum erstbehandelt werden, einen Überlebensvorteil haben. Dieser variierte je nach Kohorte zwischen 3 Prozent (Lungenkrebs) und 23 Prozent (Mammakarzinom) beziehungsweise zwischen 0,62 Monaten (Lungenkrebs) und 4,61 Monaten (Zervixkarzinom). Vorteile im Gesamtüberleben waren auch zu konkreten Nachbeobachtungszeitpunkten (30 Tage und 1,5 Jahre) konsistent für alle Tumorentitäten nachweisbar.

Daten aus den Krebsregisterkollektiven zeigen, dass der Überlebensvorteil mit Krebs in den Stadien I bis III deutlicher war als im fortgeschrittenen Stadium IV. In den KKR-Daten konnte außerdem für R0-resezierte Patienten ein längeres rezidivfreies Überleben gezeigt werden, wenn sie in zertifizierten Zentren behandelt wurden.

Studie zeigt Potenzial für Patienten auf

Bis auf Patientinnen mit Mammakarzinom wurden die meisten Studienteilnehmenden im Untersuchungszeitraum in nicht-DKG-zertifizierten Krankenhäusern behandelt. Heute beträgt der Anteil schätzungsweise 40:60. Immer noch viel zu hoch, finden die Studienautoren, aber auch ein Ansporn für Verbesserungen. Prof. Monika Klinkhammer-Schalke, Direktorin des Instituts für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren sieht in den Ergebnissen denn auch „ein hohes Potenzial, sehr viele Menschen mit Krebs in Deutschland besser zu behandeln, das Überleben zu verbessern und das Leid für betroffene Patientinnen und Patienten und deren Angehörige zu verringern.“

Das Projekt wurde gefördert durch den Innovationsfonds am G-BA. Beteiligt waren das Universitätsklinikum Dresden, die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT), das Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung an der Universität Regensburg und das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO).

Quelle: Schmitt J, et al. Dtsch Arztebl Int. 2023, doi:10.3238/arztebl.m2023.0169

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