KrebsfrüherkennungExperten rechnen mit Lungenkrebs-Screening für Hochrisikogruppen

Beatrice Hamberger

In Deutschland könnte es bald ein neues Krebsfrüherkennungsprogramm geben: Das Lungenkrebs-Screening für aktive und ehemalige Raucher. Studiendaten zeigen Überlebensvorteile.

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Das Programm zielt vor allem auf die Risikogruppe der starken Raucher. Als stark gefährdet gelten Personen mit einer Rauchhistorie von 20 Packungsjahren und mehr.

Früh erkannt, steigen die Heilungschancen erheblich. Dieses Mantra der Krebsmedizin gilt auch und gerade für Lungenkrebs. Rund zwei Drittel der Patientinnen und Patienten werden erst in den fortgeschrittenen Stadien III und IV diagnostiziert, weshalb die 5-Jahres-Überlebensrate bei nur rund 20 Prozent liegt. Das Deutsche Krebsforschungszentrum rechnet vor: Würde Lungenkrebs in einem sehr frühen Stadium entdeckt, könnten bis zu 70 Prozent der erkrankten Personen fünf Jahre und mehr überleben.

15 Prozent weniger Todesfälle

Über ein Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm für Raucher und ehemalige Raucher wird in Deutschland schon lange diskutiert. Daten zeigen: Ein Screening mittels Niedrigdosis-Computertomografie kann vor allem bei besonders gefährdeten Gruppen die Sterblichkeit senken. So hat eine Meta-Analyse des Bundesamts für Strahlenschutz (BFS) eine Reduktion der Lungenkrebssterblichkeit von 15 Prozent ergeben, wobei die Sterberate bei einer Beobachtungszeit zwischen 6,6 bis 10 Jahren in der Interventionsgruppe 1,9 Prozent und in der Kontrollgruppe 2,2 Prozent betrug. Allerding ist die Rate an falsch-positiven Befunden mit 84,9 bis 96,4 Prozent nicht gerade gering. Bei 45 bis 70 Prozent der Biopsien oder chirurgischen Eingriffe bestätigte sich ein maligner Befund.

All das muss mit auf die Rechnung, bevor ein bundesweites Screening-Programm beschlossen wird. Das ist derzeit in Vorbereitung, wenn auch noch Ergebnisse der multizentrischen norddeutschen Hanse-Studie abgewartet werden müssen. Nachdem das BFS und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kürzlich eine positive Bewertung veröffentlicht haben, gehen Experten von einer Einführung des Screenings aus -  vielleicht sogar schon im nächsten Jahr.

Hohes Risiko ab 20 Packungsjahren

„Aufgrund der wissenschaftlichen Evidenz zur Reduktion der Lungenkrebsmortalität durch LD-CT-Screening (Low Dose CT) wird auch in Deutschland ein Lungenkrebs-Screening in der Hochrisikogruppe erwartet“, schreiben Prof. Dr. med. Martin Reck und Kollegen im Deutschen Ärzteblatt. Die Autoren selbst befürworten die Einführung des Früherkennungsprogramms, da es bei „(ehemaligen) starken Raucherinnen und Rauchern die Lungenkrebssterblichkeit senkt“. Allerdings müsse der Nutzen gegen die hohe Rate falsch-positiver Befunde und Überdiagnosen abgewogen werden.

Das Programm zielt vor allem auf die Risikogruppe der starken Raucher. Bei ehemaligen Raucherinnen und Rauchern nehme das relative Lungenkrebsrisiko mit zunehmenden Jahren der Abstinenz zwar ab, berichtet das Team um Lungenarzt Reck weiter, „erreicht aber nie das niedrige Niveau einer Person, die niemals rauchte.“

Reck M, et al. Dtsch Arztebl Int. 2023, doi:10.3238/arztebl.m2023.0099

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